Trügerische Provence. Ein neuer Fall für Albin Leclerc by Pierre Lagrange

Trügerische Provence. Ein neuer Fall für Albin Leclerc by Pierre Lagrange

Autor:Pierre Lagrange [Lagrange, Pierre]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783104914527
Herausgeber: FISCHER E-Books


24

Albin legte das Handy wieder zur Seite. Er betrachtete sich im Schlafzimmerspiegel und kam sich in dem dunkelblauen Anzug fremd vor. Dann drehte er sich ins Profil, zog den Bauch ein und strich die gestreifte Krawatte gerade, die Veronique ihm eben nach dem Frühstück gebunden hatte. Sie war mit seiner Knotentechnik nicht zufrieden gewesen.

»Meine Güte, das ist doch kein Zopf, den man flechten muss«, hatte sie gesagt.

»Mein letzter Krawattenknoten datiert von 1996«, hatte Albin erwidert und nebenbei mit der Gendarmerie telefoniert. Von dort hatte er die Nachricht über Xenia Bonnets Verschwinden erhalten, was seine Laune nur noch schlechter werden ließ. Er kam sich vor wie eine dieser Schaufensterpuppen, während Veronique um ihn herumging, hier und da am Ärmel und am Saum zupfte und Haare vom Revers pickte, während Manon danebenstand und anerkennend nickte. Sie war geschminkt und hatte erklärt, dass sie das Make-up für die Hochzeit testen wollte. Aber Albin glaubte, dass sie vielmehr die Ränder unter den geröteten Augen verdecken wollte. Sie musste in der Nacht geweint haben, vermutlich die Folge vom gestrigen Termin vor Gericht.

»Die Krawatte war so teuer, wie sieht denn das aus, die wirst du mir nicht mit einem vermurksten Knoten verderben, mein Lieber«, hatte Veronique gesagt, ihm dann mit der flachen Hand gegen die Brust geklopft und schließlich lächelnd zu ihm hinaufgeschaut. »Fertig. Was für ein stattlicher Mann. Geh hoch und sieh dich im Spiegel an, mein Zukünftiger. Und hör auf zu murren – so ein Testlauf muss sein, damit später nichts schiefgeht.«

Genau das hatte Albin dann getan und Castel angerufen, während er sich im Spiegel ansah und fand, dass er in dem Aufzug auch gut als Bankdirektor durchgehen würde oder als Ministerpräsident. Der Eindruck würde sich noch verstärken, nachdem er heute beim Friseur war, keine Frage. Nicht dass er einen Schnitt nötig hätte. Aber Veronique hatte darauf bestanden, dass er sich die Haare schneiden lässt, bevor er an den Altar tritt. Er solle deswegen nicht herumnörgeln – er habe ja keine Ahnung, was Manon, sie selbst und ihre Töchter Charlotte und Nicole am Morgen des Hochzeitstags für einen Frisurenmarathon vor sich hätten. Da sei das bisschen Schnippschnapp bei ihm ja wohl nicht zu viel verlangt.

Albin löste den Schlipsknoten, aber nur so weit, dass er ihn wiederverwenden konnte, zerrte die Krawatte wie eine Schlinge über den Kopf und legte sie auf dem Bett ab. Dann zog er den Anzug aus und stattdessen seine alte Jeans und ein Poloshirt an, hängte den Anzug samt Krawatte sorgfältig auf einen Bügel – und fühlte sich schon bedeutend wohler.

Er stellte sich vor, was für ein Aufruhr bei der Polizei über die nunmehr dritte verschwundene Musikerin herrschen musste. Erst recht in der Musikwelt. Und Staatsanwalt Bonnieux wäre sicherlich außer sich – auch deswegen, weil er gestern selbst vor Ort gewesen war.

Albin suchte seine Turnschuhe und überlegte, warum zum Teufel es immer noch keine Lösegeldforderung gab. Wenigstens hatten sie eine Spur zu diesem Ramon Catania, der sich durch seine Flucht in die Rolle des Hauptverdächtigen katapultiert hatte. Allerdings: Wenn er auf



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